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Textil- und Bekleidungsindustrie

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Die Globalisierung und das Auslaufen von Handelsbeschränkungen haben die Konkurrenz und den Kostendruck in der internationalen Textilbranche deutlich verschärft. Die stark schwankende Nachfrage und die kurzen Produktlebenszyklen tragen zusätzlich zum Preis- und Wettbewerbsdruck bei. Daher werden vor allem die arbeitsintensiven Arbeitsschritte in Entwicklungs- und Schwellenländer verlagert. Die Abnehmerfirmen haben ihren Hauptsitz meist in den USA oder Europa. Durch die über verschiedene Länder verteilte Produktion entstehen sehr komplexe und unübersichtliche Lieferantennetzwerke.

Dies hat zu einem Wandel in der deutschen Textilproduktion geführt, die Beschäftigungszahlen sind gesunken und der Fokus liegt mehr auf der Produktion von technischen Textilien die in Autos, Flugzeugen, Bauwerken oder in der Medizin eingesetzt werden.

Die heute im deutschen Handel erhältliche Bekleidung wird somit größtenteils nicht mehr hierzulande produziert, sondern kommt aus Ländern wie China, Bangladesch, Indien oder der Türkei.

Umwelt- und Sozialstandards in der Textil- und Bekleidungsindustrie

Der internationale Handel mit Textilien und Kleidung ist für viele Entwicklungsländer wichtig, und gibt eine Chance, Menschen in Lohn und Arbeit zu bringen sowie den Industrialisierungs- und Entwicklungsprozess der Länder zu beschleunigen. Mehr als 60 Millionen Menschen arbeiten in der globalen Bekleidungsindustrie.

Doch in vielen Produktionsländern werden häufig Menschenrechte nicht anerkannt und internationale Umwelt- und Sozialstandards nicht eingehalten. Die Gründe dafür sind vielfältig. So fehlt es den Produktionsunternehmen oft an Bewusstsein für Umwelt- und Sozialstandards sowie für die positiven Effekte, die es für das eigene Unternehmen haben kann. Die staatlichen Behörden sind vielerorts nicht in der Lage, bestehende Umwelt- und Sozialvorschriften zu überprüfen und durchzusetzen.

Viele der westlichen Abnehmerfirmen haben deshalb Kontroll-, Zertifizierungs- und Auditierungssysteme eingeführt, um ihre Lieferanten zu überprüfen und die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards zu fördern. Doch die komplexen Lieferketten und internationalen Verflechtungen erschweren die Überprüfung der tatsächlichen Bedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Viele Unternehmen führen Fortbildungen und Trainings mit ihren Zuliefererbetrieben und Angestellten durch, welche das Bewusstsein und Wissen über Nachhaltigkeit erhöhen und zu deutlichen Verbesserungen führen. Nachhaltigkeit ist Aufgabe des Managements – und es muss programmatisch und systematisch im Betriebsablauf eingebaut sein, um diesen im Hinblick auf Umwelt- und Arbeitsschutz kontinuierlich zu verbessern.

Enge Zusammenarbeit von Politik und Unternehmen

Die Gesetze sind geschrieben, die internationalen Verträge unterzeichnet: Ein Arbeitsplatz darf nicht die Gesundheit und schon gar nicht das Leben gefährden. Ein Mensch muss Pausen zum Essen, Trinken, Toilettengang und zur Erholung einlegen, von seinem Lohn leben und diese Grundrechte auch einklagen können. Kinder haben ein Recht darauf, zu lernen und eine Schule zu besuchen. Damit die allgemeinen Menschenrechte auch für die mehr als 60 Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie heute und für alle nachfolgenden Generationen gelten, müssen Unternehmen und Politik Hand in Hand arbeiten.

So unterstützt zum Beispiel die deutsche Bundesregierung seine Partnerländer bei der Einführung von Nachhaltigkeitsstandards, bspw. in Bangladesch und Pakistan, u.a. durch Regierungsberatung zur Ausgestaltung und besseren Durchsetzung von Umwelt- und Sozialgesetzen. Der Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie der Aufbau von Gewerkschaften und Verbänden wird unterstützt.

Die Abnehmerunternehmen sollten ebenso bei ihren Zulieferern darauf hinwirken, dass nationale Gesetze und internationale Standards wie die ILO-Kernarbeitsnormen in der gesamten Lieferkette eingehalten werden. Oft gilt: Je kürzer und transparenter die Zuliefererkette und je länger die Geschäftsbeziehungen, desto einfacher und kostengünstiger sind die Kontrollen beziehungsweise die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Nicht zuletzt ist die gesamte Textilbranche gefragt, die sozialen und ökologischen Bedingungen in den Produktionsländern nachhaltig zu gestalten.

Transparenz für Verbraucher als Wettbewerbsvorteil

Die Verbraucher tragen ebenso Verantwortung. Teilweise bleibt es Käufern jedoch verborgen, dass sie mit ihrem Geld die Menschen und Umwelt schädigenden Verhältnisse unterstützen. Marken müssen glaubwürdig nachhaltige Angebote machen. Denn mit einem Marketing, das die Umweltthemen und sozialen Aspekte in der Produktion erläutert, lässt sich punkten. Das setzt allerdings aufgeklärte Kunden voraus. Gemeinsame Kampagnen der Bekleidungsindustrie könnten hier Abhilfe schaffen, unterstützt von anderen gesellschaftlichen Partnern.

Es ist letztendlich eine bildungspolitische Aufgabe, Bürger über weltwirtschaftliche Zusammenhänge und die Folgen des eigenen Konsumverhaltens zu informieren. Die Unterstützung der Zivilgesellschaft und der Pressefreiheit sowie der Kampf gegen Korruption tragen ebenso dazu bei, Arbeitsbedingungen zu verbessern und einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt zu fördern.

Umweltschutz von Anfang an

Die Herstellung von Textilien ist oft mit der Schwierigkeit verbunden, die Umweltbelastung gering zu halten: Der Baumwollanbau verbraucht viel Wasser, oft werden Pestizide und Düngemittel in hohem Umfang eingesetzt, die Gewässer und Boden belasten und der Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter schaden. Ähnlich sieht dies in den sogenannten Nassprozessen aus: Färben und Bleichen findet unter Verwendung gesundheits- und umweltkritischer Substanzen statt.

Zwar gibt es bereits alternative Ansätze: Unternehmen können Primärrohstoffe aus sozial und ökologisch nachhaltiger Produktion oder Recycling-Materialien verwenden und Umweltgifte in der Verarbeitung vermeiden. Bislang werden die Möglichkeiten zur Rücknahme von Gebrauchttextilien und zum Textilrecycling jedoch noch selten genutzt. Glaubwürdige Siegel können dazu beitragen, Abfall und die Umweltbelastungen zu minimieren und zu überwachen. Sie enthalten Pläne, wie im Fall von Abfall- und Verschmutzung vorzugehen ist und schreiben vor, wie das Personal zum sparsamen Umgang mit Wasser und Energie, zur richtigen und minimalen Verwendung von Chemikalien und ihrer korrekten Entsorgung auszubilden ist.

Gemeinsam verändern

Viele Herausforderungen in der Textilindustrie, wie niedrige Lohnniveaus oder die hohe Umweltverschmutzung, können nicht von einzelnen Akteuren allein gelöst werden. Flächendeckende Verbesserungen können nur durch Kooperation aller relevanten Akteure der gesamten Industrie erreicht werden.

Deshalb hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Jahr 2014 gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Textilwirtschaft, den Gewerkschaften, der Zivilgesellschaft sowie mit internationalen Nachhaltigkeitsinitiativen und Standardorganisationen das Bündnis für nachhaltige Textilien auf den Weg gebracht. Ziel ist es, gemeinsam konkrete Verbesserungen der sozialen und ökologischen Standards entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu erreichen.

Darüber hinaus wurde im Jahr 2019 der Grüne Knopf als staatliches Textilsiegel eingeführt. Das staatliche Label wurde durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit entwickelt und zeichnet Textilien wie Kleidung, Bettwäsche oder Rucksäcke aus, die nach besonders anspruchsvollen Sozial- und Umweltstandards hergestellt wurden.

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