Nationale, internationale und EU-Vorgaben wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) oder die EU-Zwangsarbeitsverordnung (FLR) verpflichten Unternehmen, Umwelt- und Menschenrechtsrisiken entlang ihrer Wertschöpfungs- und Lieferketten zu identifizieren und zu minimieren. Auch kleinere und mittlere Unternehmen setzen sich zunehmend mit der Frage auseinander, wie sie sich für globale Menschen- und Umweltrechte engagieren können oder müssen gesetzliche Vorgaben umsetzen. Um Unternehmen bei den unterschiedlichsten Nachhaltigkeitsanliegen zu unterstützen, hat die Bundesregierung, federführend durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, den Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte eingerichtet. Dieser steht Unternehmen aller Größenordnungen und unabhängig von gesetzlichen Verpflichtungen zur Seite, um menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten effektiv in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren.
Expert*innenberatung: kostenfrei, individuell und vertraulich
Seit seiner Gründung 2017 hat der Helpdesk knapp 5.000 Anfragen bearbeitet. Die ehemalige Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze bezeichnete ihn im Handlungsfeld unternehmerischer Sorgfaltspflichten als das "anerkannteste Unterstützungsangebot der Bundesregierung." Der Helpdesk bietet Unternehmen und Verbänden individuelle Erstberatung, gezielte Verweisberatung auf passende Anlaufstellen sowie Sensibilisierung für die Relevanz menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten. Bei der Wissensvermittlung verfolgt der Helpdesk einen multimedialen Ansatz: Er bietet Wissensvermittlung über Online-Seminare an, in denen die Expert*innen des Helpdesk gesetzliche Vorgaben einfach, verständlich und praxisnah vermitteln.
In der eigenen Mediathek können Unternehmen jederzeit auf die Aufzeichnungen dieser Seminare zugreifen. In Präsenzveranstaltungen wie dem Runden Tisch regt der Helpdesk den Austausch von Unternehmen untereinander und mit der Zivilgesellschaft an. Dabei zeichnen sich die Veranstaltungen des Helpdesk dadurch aus, dass Unternehmen selbst zu Wort kommen, von ihren Erfahrungen berichten und praktische Tipps geben. 2025 hervorzuheben ist die Veranstaltungsreihe #Dialogreihe Faire Lieferketten, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (heute: Energie) und dem Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte für Unternehmen und interessierte Wirtschaftsverbände ins Leben gerufen hat und bei der der Austausch zwischen Unternehmen, Verbänden und der Politik im Vordergrund stand.
Beratungen zum LkSG 2024 bleiben stabil, Nachfrage nach Beratungen zu EUDR steigt an
2024 blieben die Anfragen beim Helpdesk stabil und kamen aus verschiedenen Sektoren, etwa aus dem Landwirtschafts- und Ernährungssektor (10 %), dem Energiesektor (9 %) oder dem Handel und Maschinenbau (je 6 %). Zudem beschäftigen sich viele Unternehmen mit weiteren regulatorischen Entwicklungen wie der CSDDD, der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR), der EU-Zwangsarbeitsverordnung (FLR) sowie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Im Zuge der CSDDD-Vorbereitung hat der Helpdesk sein Beratungsangebot angepasst und erweitert, unter anderem durch den Ausbau der Kapazitäten im Bereich umweltbezogener Sorgfalt mit einem zusätzlichen Umwelt-Experten im Team. Zudem ist der Helpdesk der großen Nachfrage bezüglich der Umsetzung der EUDR nachgekommen und hat ein internes EUDR-Team aufgebaut, sodass inzwischen Beratungen und Veranstaltungen auch dazu angeboten werden.
Der Helpdesk als internationales Vorbild
Vom 27. bis 29. Juni 2024 nahm der deutsche Helpdesk am 56. UN-Menschenrechtsrat in Genf teil, um seine Arbeit als Vorbild für das geplante Helpdesk-Projekt des Büros des Hohen Kommissars für Menschenrechte (Office of the High Commissioner for Human Rights, OHCHR) vorzustellen. Jenny Ohme vom Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte diskutierte im Rahmen eines hochrangigen Panels über die Etablierung effektiver Helpdesks im Bereich Unternehmens- und Menschenrechte. Gemeinsam mit dem OHCHR-Menschenrechtsbeauftragten Ben Shea und der Projektkoordinatorin von der Geneva Human Rights Platform Stefania Di Stefano hob sie die Bedeutung der VN-Leitprinzipien (UN Guiding Principles on Business and Human Rights) für gesetzliche Sorgfaltspflichten hervor und betonte die Notwendigkeit frei zugänglicher Unterstützung für Unternehmen.
Weltweit sollen mehr Helpdesks eingerichtet werden
Weltweit entstehen neue Helpdesks, um Unternehmen angesichts steigender regulatorischer Anforderungen im Bereich menschenrechts- und umweltbezogener Sorgfaltspflichten zu unterstützen. Der niederländische Helpdesk (Helpdesk for Responsible Business Conduct) und zwei EU-Helpdesks, einer für Akteure in Partnerländern und ein weiterer für EU-Unternehmen im Rahmen der CSDDD, sind aktuelle Entwicklungen. In Asien, Afrika und Lateinamerika fördert das IGS-Partnerprogramm (Initiative Globale Solidarität) Responsible Business Helpdesks in Ländern wie Vietnam, Kambodscha, Bangladesch, Serbien, Mexiko, Türkei und Tunesien. Schweden baut mit Unterstützung des Außenministeriums eine eigene Helpdesk-Struktur auf. Weitere Initiativen umfassen den ILO Helpdesk und den geplanten OHCHR Helpdesk.
Zukunftsaussichten
Die Entwicklungen rund um das Thema Sorgfaltspflichten bleiben dynamisch. Durch sein „Ohr zur Wirtschaft“ ist der Helpdesk bei diesem Prozess ein Mittler, der die Unternehmensstimmen an die Politik zurückträgt. Kernaufgabe des Helpdesk ist es aber vor allem, Unternehmen zu informieren und zu unterstützen. „Dabei gilt es sich immer vor Augen zu führen: Der Gesetzgeber erwartet nicht, dass alles von heute auf morgen umgesetzt wird. Bei der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfalt handelt es sich um eine Bemühenspflicht und damit einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess“, erklärte Dr. Jessica de Wolff, Leiterin des Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte, in einem ausführlichen Interview.
Der Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte bleibt ein verlässlicher Partner, der Unternehmen mit fundierter Expertise und Engagement auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit begleitet.
Impressionen vom 12. Runden Tisch zum Thema „Metallische Rohstoffe für die Zukunft: Wege zu einer fairen und nachhaltigen Beschaffung“ am 27. Mai 2025
Die Veranstaltung startete mit einem informellen Austausch bei einem kleinen Frühstück im LaunchLab in Berlin Kreuzberg.
Nach der Begrüßung im Auditorium hörten die Teilnehmenden Inputs von PowerShift e.V. (Constantin Bittner) und der Stiftung Wissenschaft und Politik (Inga Carry).
Inputs aus der Praxis von Mercedes-Benz (Janina Mansel), Aurubis (Vedrana Lemor, Sebastian Vetter) und Entega (Michael Congdon) rundeten den Vormittag ab.
In den Pausen wurden die Gespräche weitergeführt.
Am Nachmittag luden drei Workshops die Teilnehmenden ein, sich vertieft zu Multistakeholderinititativen und den Situationen in China und Entwicklungsländern auszutauschen.
Dank der Mitwirkenden wurde der Runde Tisch zu einer informativen und erfolgreichen Veranstaltung. V.l.n.r.: Hendrik Schnittker, Michael Congdon, Sebastian Vetter, Sabine Peters-Halfbrodt, Johannes van Lingen, Meike Schulze, Janina Mansel, Katrin Merhof, Constantin Bittner.
Kontaktdaten des Helpdesk Wirtschaft und Menschenrechte
Telefon: +49 30 2130 8430-0
E-Mail: kontakt@helpdeskwimr.de
Weitere Informationen finden Sie auf der Website.