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Bausektor und Baustoffindustrie

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Die Bundesregierung plant, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber der Ausstoßmenge von 1990 zu reduzieren. Langfristig verfolgt die Bundesregierung der Novelle des Klimaschutzgesetzes das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Um die Energiewende zu schaffen und der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie zu folgen, baut die Regierung die Förderung erneuerbarer Energiequellen aus und fördert zugleich auf vielfältige Weise ein energieeffizientes Leben und Wirtschaften: Zum Beispiel hat die Bundesregierung im Januar 2021 einen CO₂-Preis für die Bereiche Wärme und Verkehr eingeführt, um Investitionen in nachhaltige Technologien anzureizen. Demnach müssen Inverkehrbringer von Brennstoffen zunächst 25 Euro pro CO₂-Zertifikate bezahlen, bis zum Jahr 2025 steigt der Preis auf 55 Euro. Für das Jahr 2026 ist eine Preisspanne zwischen 55 und 65 Euro vorgesehen. Darüber hinaus wurde eine Austauschprämie für alte Ölheizungen vereinbart sowie die Zuschussförderung für Einzelmaßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung gestartet. 

Im Bereich der Energieeffizienz kommt dem Bausektor eine Schlüsselrolle zu. Zum einen weisen verschiedene Baustoffe – beispielsweise Stahl, Beton oder Holz – schon im Herstellungsprozess funktionsbezogen sehr unterschiedliche Energie- und CO₂-Bilanzen auf, sodass sich eine sorgfältige Materialauswahl in den Gesamtbilanzen eines Bauprojekts deutlich bemerkbar macht. Zum anderen legen die Auftraggeber*innen und ihre Beratenden bei Neubauten und im Rahmen von Umbaumaßnahmen und Sanierungen den Grundstein für den später im Betrieb anfallenden Energieverbrauch von Immobilien. Dem Lebenszyklusgedanken folgend müssen die aus der Instandhaltung des Bauwerks, dem Ersatzaustausch von Bauteilen sowie durch Rückbau verursachten Umweltwirkungen dem Herstellungs- und Betriebsprozess gegenübergestellt werden, um ein Gesamtbild zu den Material- und Energieströmen sowie den Gesamtumweltwirkungen zu erhalten.

Die Reform des öffentlichen Vergaberechts misst der sozialen und ökologischen Dimension des Bauens eine große Bedeutung bei. Unternehmen der Branche können das für sich nutzen, indem sie alters- und behindertengerecht bauen sowie die körperlich anstrengende Arbeit so weit wie möglich durch Maschineneinsatz erleichtern und gesundheitliche Risiken reduzieren. Das verbessert die Chancen, sich bei öffentlichen Ausschreibungen gegenüber ihren Mitbewerbern durchzusetzen.

Von der Planung bis zum Rückbau nachhaltig

Bauen und die spätere Nutzung von Gebäuden, Straßen oder Anlagen verbraucht viele Ressourcen, etwa Energie, Rohstoffe, Fläche und Wasser. Bauplaner*innen können durch ihre Entscheidungen den direkten ökologischen Fußabdruck (Wirkungen am Standort) und indirekten ökologischen Fußabdruck (Wirkungen in vorgelagerten Prozessen) eines Bauprojekts erheblich beeinflussen: Ein geringerer Flächenverbrauch beispielsweise lässt der Natur- und Pflanzenwelt mehr Raum; die Wahl der Baustoffe entscheidet maßgeblich über die CO₂-Bilanz der Baumaßnahmen; eine effektive Wärmeisolierung kann bis zu 80 Prozent des durchschnittlichen Wärmebedarfs von Gebäuden einsparen. Dank der Forschung gibt es heute umweltverträglich produziertes Dämmmaterial, das sogar recyclingfähig ist. Im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung von Baustoffen, Bauteilen und Bauwerk sind die möglichen Vor- und Nachteile im Hinblick auf die angestrebte Funktionalität gegeneinander abzuwägen. Aber auch, wie langlebig eine Immobilie oder eine Infrastruktur ist und wie viel Abfall beim Bau aufkommt, fällt ins Gewicht. Knapp 55 Prozent der 2018 angefallenen Abfälle stammen aus dem Baugewerbe. Unter dem Stichwort des "Urban Mining" setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass diese Abfälle ein großes Potenzial besitzen, als Sekundärrohstoffe wiederverwertet zu werden. Das gilt insbesondere für Glas sowie für metallische Baustoffe wie Stahl oder Kupfer, aber auch für Beton und Gesteine. So kann recycelter Beton (sogenannter RC-Beton) je nach Qualität zur Verfüllung im Straßenbau oder sogar für anspruchsvollere Anwendungen im Hochbau einer erneuten Verwendung zugeführt werden. Ein von der EU-Kommission erarbeitetes Referenzdokument zu guten Umweltschutzpraktiken in der Bauindustrie gibt zahlreiche Beispiele von Umweltschutzmaßnahmen in der Bauindustrie an die Hand.

Gemeinsam Zukunft bauen

Die Baubranche ist in Deutschland einer der größten Arbeitgeber. Viele Berufe in dieser Branche stellen die Angestellten vor große Herausforderungen: 92 Prozent der Beschäftigten arbeiten unter körperlich schweren Anforderungen im Stehen, 64 Prozent in Zwangshaltung, und 72 Prozent müssen schwere Lasten heben und tragen. Dazu kommen weitere erschwerende Arbeitsbedingungen wie ungünstiges Klima, hohe Lärmbelastung, Rauch oder auch hohe psychische Belastungen durch Leistungs- und Termindruck. Zu einem verantwortungsvollen Management beim Bauen gehört unbedingt, regelmäßige Gesundheitsaufklärung und -vorsorge zu unterstützen sowie – soweit möglich – in entlastende Maschinen zu investieren. Eine häufige Herausforderung für Angestellte der Bauwirtschaft sind längere Montageeinsätze in großer Distanz zum eigenen Wohnort. Hier ist es besonders wichtig, Lösungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu entwickeln. Zudem gehört das Baugewerbe aufgrund vergangener Skandale zu den Schwerpunktbranchen des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes (SchwArbG). Eine sorgfältige Auswahl von Subunternehmern und entsprechende Verhaltenskodexe, die in der Praxis gelebt werden, tragen zur Vermeidung von Schwarzarbeit und ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen bei und schützen zugleich das Unternehmen vor möglichen Folgeschäden. 

Darüber hinaus hat CSR in der Baubranche auch eine gesellschaftliche Dimension. So können Bautätige durch Maßnahmen der nachhaltigen Bauplanung wichtige Beiträge dazu leisten, Immobilien auch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus behinderten- und altersgerecht zu gestalten. Indem sie die Zufriedenheit der späteren Nutzer*innen sowie der Anwohnerschaft schon in der Bauplanung im Blick behalten, wird die Baubranche zum Impulsgeber für lebenswerte Nachbarschaftsquartiere. Das wiederum hat langfristig auch positiven Einfluss auf die Nutzungsdauer der Immobilien.