Batterien, Kabel und Drähte, Energie-, Licht- und Medizintechnik – die Unternehmen der deutschen Elektroindustrie stellen Technik, Betriebssysteme und Know-how für Schlüssel- und Zukunftstechnologien bereit. Die Nachfrage im In- und Ausland ist hoch, die Umsatzzahlen von 2019 belegen das: 191 Milliarden Euro insgesamt, 216,5 Milliarden Euro im Export (inkl. Re-Exporte). Dabei ist die Branche jedoch mit besonderen CSR-Risiken behaftet: Denn gerade elektrotechnische Produkte benötigen oft Rohstoffe aus politisch instabilen Ländern mit unzureichender Gesetzeslage oder schwacher Regierungsführung, bei deren Gewinnung, Beschaffung, aber auch bei deren Verarbeitung Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards teilweise nicht oder nicht hinreichend berücksichtigt wurden. Vergleichbare Risiken finden sich ebenso in Herstellungsbetrieben und Zulieferunternehmen von Teilkomponenten, die in diesen Ländern ansässig sind. Eine weitere Herausforderung stellen die oft hochgiftigen und nur schwer zu recycelnden Abfälle dar, die am Ende des Lebenszyklus elektronischer und elektrotechnischer Produkte stehen. Für den sogenannten Elektronikschrott mangelt es häufig an umwelt- und sozialverträglicher Entsorgungsstruktur.
Innovationen an Sozial- und Umweltstandards ausrichten
Ende 2019 arbeiteten in Deutschland 888.000 Beschäftigte in der Elektroindustrie. Damit rangiert die Branche hinsichtlich der Arbeitsplätze nach dem Maschinen- und Anlagenbau an zweiter Stelle.
Über 80 Prozent der Beschäftigten waren im Industriegüterbereich beschäftigt, 20 Prozent in der Herstellung von Gebrauchsgütern. Mit den Mindestvorgaben an den deutschen Standorten bestehen im internationalen Vergleich bereits heute hohe Umwelt- wie auch Sozialauflagen, insbesondere auch im Bereich der Arbeitsplatzsicherheit. Trotzdem besteht für Hersteller die Möglichkeit, über gesetzliche Mindestvorgaben hinaus eigene höhere Standards zu setzen. Sich auf diese Weise positiv von Mitbewerbern abzuheben, stärkt das Image des Unternehmens und kann wichtige Beiträge zur Fachkräftesicherung leisten.
Anders betrachtet werden muss die Situation in den rohstofffördernden Betrieben, bei den Zulieferern von Teilkomponenten und auch in den eigenen Fertigungsbetrieben in wenig und am wenigsten entwickelten Ländern: Dort gibt es zumeist weit weniger Arbeits- und Umweltschutzanforderungen als in Deutschland. Deshalb werden Elektronikhersteller dazu angehalten, durch eigene Standards sowie verbindliche Auflagen und Kontrollen entlang der Lieferkette dazu beizutragen, die ILO-Kernarbeitsnormen und grundlegende Umweltschutzstandards umzusetzen. Die Einführung von Verhaltenskodizes und Zertifizierungen für Zulieferer entlang der Lieferkette und die Kontrolle der Einhaltung könnten hier zu wesentlichen Verbesserungen beitragen. Fortbildungen und Trainings sind wesentliche Voraussetzung für eine korrekte Umsetzung der Standards. Für den Bezug von Rohstoffen aus Konflikt- und Krisenregionen (Konfliktmineralien) sind besondere Sorgfaltspflichten erforderlich. Hier ist verantwortliches strategisches Management im Kerngeschäftsbereich gefragt.
Produkte modular konstruieren und Recyclingfähigkeit erhöhen
Der Lebensstil in der industrialisierten Welt verursacht Klimaveränderungen und Umweltschäden, deren Folgekosten stetig steigen. Im Jahr 2019 fielen – auch bedingt durch die Innovationsgeschwindigkeit des Unterhaltungselektroniksektors – allein in Deutschland beispielsweise rund 1,6 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Viel davon könnte eingespart werden, wenn Produkte modular konstruiert wären und sich in möglichst hohem Umfang recyceln ließen: Wenn etwa bestimmte Komponenten nicht mehr funktionieren oder nicht mehr den Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer genügen, könnten diese Teile dann einfach ausgetauscht werden, statt das Gesamtprodukt zu entsorgen. Auch Umfang und Attraktivität der vorhandenen Rücknahmesysteme, die Steigerung der Produktlebensdauer und die Nachhaltigkeit von Verpackungen bieten noch Spielraum für neue intelligente Lösungen.